Sich für die Zukunft rüsten

31. März 2023 In schwierigeren Zeiten ist wichtig, sich für die Zukunft zu rüsten und in die Aus- und Weiterbildung zu investieren. So kann man einerseits etwas gegen den Fachkräftemangel unternehmen und andererseits in einen der zukunftsträchtigen Berufe ein- oder aufsteigen. Wie das Experten aus Aus- und Weiterbildung sehen und was sie dazu sagen - dazu nimmt Juan Pereto, Prorektor der ABB Technikerschule, Stellung.
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Wie sieht die Nachfrage nach Aus- und Weiterbildung in Krisenzeiten aus?
Die Nachfrage nach Weiterbildung auf Stufe Höhere Fachschule für Technik stagniert. Die Pandemie stellte den Bildungssektor vor ausserordentliche Herausforderungen und beschleunigte die digitale Transformation im Bildungswesen. Wir stellen fest, dass der demographische Wandel und die Anzahl Abgängerinnen und Abgänger aus der beruflichen Grundbildung die Nachfrage nach Weiterbildung in der Höheren Berufsbildung massgeblich beeinflusst. Auch die geopolitischen Konflikte sowie die Auseinandersetzungen mit dem Klimawandel, der Inflation und der Energieknappheit sind omnipräsent und haben Unsicherheiten ausgelöst.

Mit welchen Herausforderungen sehen Sie sich derzeit konfrontiert?
Im Herbst 2022 wurden die neuen Rahmenlehrpläne Technik - entwickelt von den Organisationen der Arbeitswelt in Zusammenarbeit mit den Bildungsanbietern - vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation genehmigt. In den Rahmenlehrplänen wurden die Berufsprofile und die Handlungskompetenzen von Absolvierenden der Bildungsgänge von Höheren Fachschulen neu definiert. Dies hat uns dazu veranlasst, unser Unterrichtskonzept grundlegend zu überarbeiten, und wir starteten bereits letzten Oktober die neuen Studiengänge mit einem fortschrittlichen, modularisierten Ausbildungskonzept. Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden in unseren Ausbildungen stärker gewichtet, und die Gestaltungsmöglichkeiten von individuellen Lernprogrammen wurden erweitert. Dies mit dem Ziel, unser Bildungsangebot noch attraktiver zu positionieren.

Welche neuen Kurse könnten für Elektroinstallateure und -planer interessant sein?
Unsere beruflichen Weiterbildungen in den Bereichen «Elektrotechnik HF», «Energie- und Umwelttechnik HF» und «Gebäudeautomation HF» sind prädestiniert für Elektroinstallateure und -planer mit abgeschlossener Berufslehre, um sich umfangreiches Fachwissen anzueignen. Als weitere Option stehen ihnen auch die berufsbegleitenden und praxisnahen Bildungsgänge «Systemtechnik HF» oder «Prozesstechnik HF» offen. In unserem neuen Nachdiplomstudium HF «Elektrosicherheit» werden Kompetenzen in der Planung und Errichtung von elektrischen Installationen vermittelt und Fachkräfte bereiten sich auf die Erlangung der Fachkundigkeit vor.

Welche Trends bezüglich Aus- und Weiterbildung sehen Sie auf uns zukommen und welche Rezepte haben Sie, um dem Fachkräftemangel zu entgegnen?
Die Berufsfelder wandeln sich – Berufe werden verschwinden und andere, neue Berufsbilder haben Zukunft. Lebenslanges Lernen ist ein Muss, um mit der Digitalisierung Schritt halten und die Transformation mitprägen zu können. Individuelles sowie orts- und zeitunabhängiges Lernen wird einen höheren Stellenwert erhalten. Der Fachkräftemangel sowie der zunehmende Arbeitskräftemangel stellt gerade im Techniksektor und der Informatik eine grosse Herausforderung dar. In der Pflicht stehen auch die Arbeitgeber, junge Talente zu fördern und ihnen die Möglichkeit für Weiterbildung zu bieten. Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Industrie und Wirtschaft mit topqualifizierten Fachkräften für den Strukturwandel zu wappnen.

 

Die Marktbetrachtung wurde verfasst von Marco Plüss und publiziert in der Fachzeitschrift ET Elektrotechnik (Ausgabe 1-2023). Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.